Abkürzung Werkvertrag? (1)

In der Industrie dominieren derzeit klassische Werkverträge, bei denen ein Auftragnehmer seinen Liefer- und Leistungsumfang gegen einen Festpreis an den Auftraggeber liefert bzw. leistet. Diese Form der Zusammenarbeit besticht gefühlt durch eine einfache Klarheit und lässt sich meitens auch mit relativ kurzen Vertragswerken oder Rahmenverträgen definieren. Im Projektgeschäft, insbesondere in technisch komplexen Kleinserien und im Prototypenbau, ist die gefühlte Klarheit allerdings oft eine Illusion.

Damit ein Werkvertrags-Projekt funktioniert, bedarf es einer genauen Spezifikation und transparenter Schnittstellen, insbesondere wenn die Verantwortlichkeit für verschiedene Prozessschritte zwischen den Parteien wechselt: der Auftragnehmer baut einzelne Komponenten, der Auftraggeber beschichtet sie in seiner üblichen Produktfarbe, damit der Auftragnehmer sie danach zusammensetzt und in Betrieb nimmt.

Erschwerend kommt hinzu, dass Auftraggeber und -nehmer oft versuchen, sich gegenseitig das kalkulatorische und zeitliche Risiko zuzuschieben. Dies mündet in sehr komplexen Vertragswerken, deren Entstehung, Umsetzung und Management alle Beteiligten viel Geld und Zeit kostet (und per se massives Konfliktpotential bietet). Interessanterweise wird diese Mühe im Projektmanagement-Alltag eher in den Vertrag, und nur selten in die technische Leistungsbeschreibung investiert. Oder anders, mit „Anzahl Seiten“ als Komplexitätskennzahl: 80 Seiten Werkvertrag zu 5 Seiten Spezifikation sind ein kritisch zu hinterfragendes Verhältnis, aber leider keine Seltenheit. Bei der Erarbeitung von aussagekräftigen Spezifikationen unterstützen wir gern mit unserem Leistungspaket Project Development.

Dem Werkvertrag gegenüber steht der „agilere“ Ansatz von Time&Material-Verträgen, die eine flexiblere Scope-Anpassung während der Projektlaufzeit ermöglichen und daher durchaus mit kürzeren, übersichtlicheren Leistungsbeschreibungen funktionieren können.

Ihr übliches Einsatzgebiet sind Produkte, welche iterativ entwickelt werden können. Der Kunde kann somit während der Projektlaufzeit Priorisierungen vornehmen, welche Teilprodukte zuerst fertigestellt werden sollen. Diese „agile“ Projektentwicklung bietet die Möglichkeit, Definitions- und Umsetzungsphase teilweise zu parallelisieren.

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